Die Mutterliebe wanket nicht, ein christliches Gedicht zum Muttertag für 4 Personen
Mutter: Ist denn Gott dein Wort nicht wahr,
auf das solange ich schon baute?
Ist’s denn umsonst das Jahr für Jahr
ich glaubte und vertraute?
Erhörst du denn nicht mehr Gebet,
wenn für ihr Kind die Mutter fleht?
Sprecher: Es stöhnt in tiefstem Seelenschmerze
die Witwe matt und müde.
Ach, alles schwand, es brach ihr Herz,
doch blieb die Mutterliebe.
Für ihren weit verirrten Sohn
fleht sie so viele Jahre schon.
Mutter: Einst ruhte er an meiner Brust,
in Freude und in trüben Stunden.
Mir Lieb erweisen, war ihm Lust;
die Stütze ist geschwunden.
Mein höchstes Glück ist längst dahin.
Die arge Welt verlockte ihn,
bald triebs ihn von der Mutter fort,
ihn traf mein teures Beten nicht,
umsonst mein mahnend Mutterwort;
mit Füßen ward’s getreten.
So zog er trotzig aus dem Haus
und abwärts ging’s in Saus und Braus.
Sprecher: Die Mutter weint ihm hebend nach,
sie gibt ihn nicht verloren.
Für ihn zu beten Tag und Nacht
hat sie sich auserkoren.
So ringt für den verlorenen Sohn
sie, ach, so viele Jahre schon,
und immer neu setzt sie sich ihre Frist.
Bald muss er doch nach Hause kommen.
Dass sie so oft getäuscht schon ist,
das kann sie nicht betören;
so treu in Lieb’, in Leid und Schmerz,
so harret nur ein Mutterherz. –
Der harte Sohn, ach, wie ein Stein
ist längst zur See gegangen.
Noch einmal Kamms ihm in den Sinn,
nach Hause ein Verlangen.
Doch fluchend, schwelgend unterdrückt
die Mahnung er, die Gott geschickt.
Und wenn er abends ruhen will,
da nagt ihn das Gewissen:
Die Mutter betet treu und still,
das macht ihm heiß das Kissen.
Und in der Welt, die da entflammt,
er sein Gewissen gar verdammt. –
Da, eines Tages, nach langer Zeit,
nach vielen Jahren und Stunden
hat Gott in seiner Freundlichkeit
den irrenden Sohn gefunden.
Ein Sturm, dass selbst der Seemann bebt,
erreicht das, was er nie erlebt.
Anfänglich flucht und spottet man,
nach eitler Seemannsweise.
Doch nach drei Tagen wird es dann
allmählich still und leise.
Solch Gestürm und solche Not,
es trieb bald viele hin zu Gott.
Der Kapitän ruft laut im Schreckenston:
Kapitän: Matrosen! Jungs! Das Schiff sinkt schon!
Drum betet, wer da beten kann,
wir sind verloren, Mann für Mann.
Die Flut geht hoch, das Schiff zerschellt,
kein Lichtstrahl diese Nacht erhellt.
Es braust der Sturm und wütet das Meer.
Euch sind die Herzen von Sorgen so schwer.
Fürchtet euch nicht! Betet! Gebt acht,
Gott schickt uns Hilfe in dieser Nacht.
Sohn: Ich kann nicht beten, Herr Kapitän.
Ich bin zu sündig und viel zu schlecht.
Wie kann ich so vor Gott hintreten?
Hab ich dazu wohl noch ein Recht?
Kapitän: Ja, Gott ist gnädig und barmherzig,
er will den Tod des Sünders nicht.
Wenn wir von Herzen werden rufen,
verschmäht er unser Flehen nicht.
Sohn: Hört, meine Mutter ich verließ,
verschmähte all’ ihr Beten.
Die Mutterliebe ich verstieß,
wie viel hat sie gelitten.
Ihr treues Beten war mir Qual.
O, hört ich’s jetzt ein einziges Mal.
Sprecher: Da fällt ihm ein, im Koffer lag
einstmal das Buch der Mutter.
Schnell sucht er überall danach
trotz Sturm und Ungewitter.
Und als die Bibel er nun fand,
da hält er fest sie in der Hand,
er schlägt sie auf, sucht hin und her,
da kann er nichts verstehen.
Dem Tode schaut ins Antlitz er,
vor Furcht will er vergehen.
Da sieht er nur ein Stück Papier,
verschlingt es vor Verlangen schier.
Sohn: Seht, was ich hier gefunden hab,
es lag im Buch der Mutter.
Darauf steht: „Mein Sohn, mein lieber Sohn”
Ich will stets für dich Beten.
Und ob du auch so weit entflohn’,
Gott wird dich dennoch retten.
Komm heim, wenn alles dir zerbricht.
Die Mutterliebe wanket nicht!“
Sprecher: Nun liest er aus dem Bibelbuch,
dass Gott die Sünder liebt,
wie er die irrenden Schafe sucht,
dass er ihr Hirte bleibe,
vergisst die Mutter auch ihr Kind,
ihm alle unvergesslich sind.
Sohn: Hilf, Herr, im wilden Sturmgebraus,
das Schiff ist schon am Sinken.
O Herr, bringe mich nach Haus
und lass mich nicht ertrinken.
Lass mich die Mutter noch mal sehn,
bei ihr Vergebung mir erflehn.
Sprecher: Und in der Heimat, in der Ferne
die Mutter liegt im Bett.
Sie hofft noch immer: „Gott erbarme
dich und höre mein Gebet.“
Sie weiß ihr letztes Stündlein naht,
doch den Glauben sie bewahret hat.
Mutter: Er kommt gewiss, geht schaut nur aus.
Gott hat es stets versprochen.
Der Herr bringt endlich ihn nach Haus.
Sein Wort hat er noch nie gebrochen.
Und sein Wort es sagt so klar:
Wer bittet, der nimmt immerdar.
Sprecher: Vergebens harrt sie lange schon.
Soll sie umsonst denn trauern,
wird sie den längst vermissten Sohn
hier wirklich nicht mehr schauen?
So weiß sie, dort am sel’gen Strand
sieht sie ihn dann im Himmelsland.
Schon wird ihr Auge trüb und matt,
sie ahnt des Todes Nähe.
Es schwand ihr alles,
eins nur bat sie noch in Leid und Weh,
sie betet innig, betet heiß:
,,Herr, rette ihn um jeden Preis!" –
Da stürmt ein fremder Mann daher,
im Dort ihn niemand kennt.
Er läuft und schaut nicht hin noch her,
und unaufhaltsam rennt er hin
zu dem wohlbekannten Ort
und stürmt herein, und hat kein Wort.
Verwundert schaun die anderen zu.
Was will denn nur der Fremde?
Lass doch die Sterbende in Ruh’,
es geht mit ihr zu Ende.
Sohn: Lebt meine Mutter denn nicht mehr? –
Bist du von mir geschieden?
O Gott, jetzt hilft kein Jammern mehr,
nie seh ich sie hienieden.
Sprecher: Doch sie schlägt matt die Augen auf:
„Willkommen hier, nach langem Lauf.“ –
Er wirft am Bett sich nieder,
ihm zittern alle Glieder.
Sohn: Ach Mutter, sieh hier kniet dein Sohn.
Vergib dem Kind, dem schnöden.
Ach, lange zog’s mich heimwärts schon,
es war dein treues Beten.
Doch ich verstockte stets mein Herz
und brachte dir viel Gram und Schmerz.
Doch Gott, er wusste endlich Rat,
mein Schiff ließ er zerschellen.
Mich riss in seiner Lieb’ und Gnad’
er hebend aus den Wellen.
Und ein Gelübde gab ich ihm,
ich wollte zu der Mutter ziehn.
Hier knie ich, o nimm mich an.
Ich habe es nicht verdienet,
als ein Verlorener will ich nahn,
denn Christi Tod versühnet.
Gedenke es mir ferner nicht,
vergib mir, ehe dein Auge bricht!
Mutter: Komm, lieber Sohn, komm an mein Herz,
komm, mir von Gott geschenkter,
du meines Herzens Trost und Lust,
die Mutterliebe wanket nicht.
In Frieden fahr ich nun dahin,
weil ich von Gott erhöret bin.
Sprecher: Ihr Mütter, Gott erhört Gebet,
und ob’s auch lange währet.
Und scheint’s, als ob ihr vergebens fleht,
dass Gott den Sohn bekehre.
O, ringet mutig weiter fort und stützt
euch aufs verheißene Wort.
Einst kommt die Zeit, sie kommt gewiss,
da wird der Herr erhören.
Und irrt er noch so weit umher,
es sucht und findet ihn der Herr.
O, danket Gott, wer Eltern hat,
die für die Kinder beten.
Und Vater, der’s bis jetzt nicht tat,
lass es fernerhin geschehen.
Und Mutter halt geduldig aus,
Gott führt den irrenden Sohn nach Haus!