Die Mutter
Da ging er nun, müde und zerlumpt am Straßenrand
Der junge Mann, den so keiner mehr erkannt.
Verzweifelt stieß er nach einem Stein
Ach, die Chance war doch relativ klein
Dies alles jemals wieder in Ordnung zu bringen
Was er getan – wie sollte ihm das gelingen?
Jahre nun war er nicht mehr zu Hause gewesen
Ob die Mutter wohl seine Nachricht gelesen?
Dass er auf dem Weg nach Hause jetzt war?
Er wollte alles in Ordnung bringen sogar.
Und wenn sie ihn noch einmal wollte sehen
Sollte aus seinem alten Zimmer ein weißes Taschentuch wehen.
Wie hatte er es nur soweit kommen lassen?
Beschämt konnte er es selber nicht fassen
Dass er seine Mutter so tief gekränkt
Die ihm stets soviel Güte hatte geschenkt.
Im gemütlichen Zuhause, bescheiden und klein
War er aufgewachsen, bei den liebenden Eltern sein
Sie hatten sich stets bemüht, dass ihrem Sohn nichts fehlte
In der Schule er zu den guten Schülern zählte
Bis eines Tages die falschen Freunde sich fanden
Und ihn mit schlechtem Einfluss an sich banden.
Plötzlich die Eltern ihm nur noch langweilig schienen und fad
Er hatte all ihre guten Ratschläge und ihren Glauben satt
Mit 17 beschloss er, von zu Hause wegzugehen
Er wollte soviel von der Welt doch sehen.
Er wusste ja, wo Papa das ganze Geld aufbewahrte
Für die Fahrt ins Ausland er schnell kaufte die Karte.
Viel zu schnell war das Geld bald verprasst
Er hatte auch keine Gelegenheit zum Spaßhaben verpasst.
Dann nahm er einen niedrigen Job nach dem anderen an
Und kam doch nie an genügend zum Leben heran.
Wie oft hatte er an seine liebe Mutter gedacht
Wie sie gekniet hatte und ihn im Gebet vor Gott gebracht.
Nun war er nicht mehr daheim gewesen seit einigen Jahren
Der Vater bereits verstorben war – hatte er erfahren.
Wie weh hatte ihm diese Nachricht getan
Damit war jede Chance auf ein Wiedersehen vertan.
Jetzt war er schon nahe beim alten Haus
Die Straße sah noch so wie früher aus
Würde die Mutter ihn überhaupt sehen wollen?
Ach – er hätte es vielleicht sein lassen sollen…
Müde hob er den Kopf und schaute um die Straßenecke
Flatterte nicht dort vom Dach eine weiße Decke?
Mit klopfendem Herzen ging er näher heran
An jedem Fenster hingen weiße Tücher dran!
Ja, das ganze Haus schien in Weiß gehüllt
Noch nie hatte der Sohn so eine Freude gefühlt!!
Die Mutter hatte also ihm längst schon vergeben
Auf einmal spürte er wieder Hoffnung für sein Leben!!
Er lief schnell auf sein altes Zuhause zu
In den Armen der Mutter fand er endlich Ruh!
Und wenn schon eine Mutter soviel Erbarmen für ihren Sohn konnte finden
Wie viel mehr unser Vater im Himmel, der uns immer wieder annimmt
trotz all unsrer Sünden!